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Rechtschreibung

Rechtschreibung:Empfehlungen übergeben

— Nun ist es soweit: Der Rat für Rechtschreibung hat seine Vorschläge unterbreitet, die einen Kompromiss zwischen Befürwortern und Gegner der Rechtschreibreform ermöglichen sollen. Doch die Kritiker wollen nicht so recht: Die FAZ, die gleich die alte Rechtschreibung beibehalten hat, spricht heute von einem „Kuhhandel„. „Was steht nun in den Empfehlungen des Rechtschreibrats? Zum Beispiel, daß Wortverbindungen wie „kennenlernen” und „kleinschneiden” auch „kennen lernen” und „klein schneiden” geschrieben werden können. Daß es „querlesen”, aber „quer liegen” heißen muß. Daß „Freestyle” und „Hightech” zusammen, aber „Round Table” auseinander geschrieben wird. Daß „Leid tun” gestrichen wird, aber „Rad fahren” bleibt. So will es angeblich der „existierende Gebrauch”, das „Akzentmuster”, die Sprachpraxis.
Wer aber definiert diese Praxis? Das waren, wie Zehetmair einräumte, die Mitglieder des Rates für Rechtschreibung: achtzehn Deutsche, je neun Österreicher und Schweizer, je ein Vertreter aus Südtirol und Liechtenstein. In strittigen Fragen wurde mit Zweidrittelmehrheit entschieden. Beim „Round Table” etwa gaben die Schweizer Stimmen den Ausschlag, und auch „kennen lernen” geht auf Schweizer Wünsche zurück.
Es gab, mit anderen Worten, einen Kuhhandel um die deutsche Rechtschreibung, einen Interessenausgleich, wie er auch in anderen Kommissionen üblich ist. Damit hat der Rat den Geburtsfehler der Rechtschreibreform fortgeschrieben. Nicht die Sprachgemeinschaft, sondern ein supranationales Gremium hat festgelegt, wie die deutsche Sprache zu handhaben sei. Dessen Empfehlungen mögen von Fall zu Fall vernünftig sein, als Ganzes sind sie ein Unding, ein Octroi.“

Wenn die Regeln verbindlich werden sollten – womit im Frühjahr gerechnet wird – wird auf dieser Seite Lisa Walgenbach die neuen Regeln im Detail erklären.

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