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Der Blick hinter die Kulissen – Die Welt der Medien

Mischa Kuball: Kunst? Ökonomie? Ohne!

(eine unvollständige Miniatur) Kunst – Avantgarde – Ökonomie (nicht zusammenfügen, was nicht zusammengehört…)

„… die Kapilare zwischen Kultur und Wirtschaft müssen wieder durchgängiger werden…“ fordert Andreas Grosz, Mitinitiator und –veranstalter der Diskussionsrunde, Anfang November in Köln; für diese Forderung versucht ein beredetes Podium einzustehen, zusammengesetzt aus Praktikern der Kunst (-vermittlung) und Wirtschaft, während die potentiellen Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden sollen, entsteht in meinen Gedanken ein Gegenbild: Die Forderung nach Trennschärfe.

Was ist, wenn Kunst und Ökonomie nur koexistieren können, ohne das es explizite Berührungspunkte gibt? Bricht nicht die Spitze der sogenannten Avantgarde an der Praktikabilität der Ökonomie, da sie anderen Parametern unterliegt?

Kunst existiert ohne Ökonomie – ist diese Aussage umkehrbar?

Die der Kunst immanente Autonomie ist unantastbar, sie ist Grundbedingung seit der Ablösung der Kunst vom Auftraggeber Kirche oder Staat. Künstlerisches Schaffen beschreibt eher einen Prozeß außerhalb der ökonomischen Gegebenheiten und damit außerhalb der von der Ökonomie anerkannten Systemen – das ist die Chance, aber auch die Bürde der Kunst, nämlich dann, wenn die Idee zur Umsetzung kommt, in die Bereiche der Wirtschaft vorstößt und Unterstützung fordert.

Umgekehrt fordert die Wirtschaft die Kunst ein, um ihre Produkte und Errungenschaften zu veredeln, möglicherweise sie gar aus dem „Schußfeld“ der Kritik zu ziehen.

Dafür kann und darf Kunst keinen Beitrag leisten.

Doch zwei Parallelbewegungen lassen Skepsis wachsen: Die schleichende Verabschiedung des Bürgertums aus der Verantwortung künstlerische Prozesse zu fordern und zu fördern, bei gleichzeitigem Rückzug der Kommunen aus der gesellschaftlichen Entwicklung, gerade diesen Prozessen einen „Ort“, einen diskursiven „Raum“ zu geben.

Diese Leerstelle versucht jetzt die Ökonomie zu besetzen!

Die Frage bleibt, wie lange scheint die Kunst der Ökonomie noch attraktiv, wo möglicherweise andere gesellschaftliche Formen der Kommunikation mit mehr „Publikum“ locken?

Welche Folgen haben diese Wandlungen für die Kunst?

Wenn überhaupt der künstlerische Prozess gesamtgesellschaftlich eine Bedeutung aufrecht erhalten werden kann, dann sicherlich unter Wahrung der Trennschärfe – das steht im deutlichen Gegensatz zu der Position von Michael Roßnagl (Siemens Kulturprogramm) der unter anderem „eine Auflösung des radikalen Schnitts“ fordert.

Künstlerische Prozesse sind keine ökonomischen Prozesse.

In der Bewußtheit dieser Trennung kann Neues entstehen. Ein zu beschleunigtes Aufeinander-zu-bewegen kann dieses Potential aus einem kreativen Konflikt der Unvereinbarkeit der Interessen von Kunst und Wirtschaft zu früh unterbinden, gar gefährden, wo es erst einmal gilt die Differenzen zu präzisiseren; um einem „Kuschelkurs“ von Kunst und Ökonomie vorzubeugen, dafür war das Podium allemal kontrovers genug besetzt.

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