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Putsch in Thailand: Die Sache mit der Überschrift

— Was macht eine gute Überschrift aus? Diese Frage wird wohl während der wenigsten Volontariate intensiv behandelt, obwohl der Leser sich doch neben dem Bild zuerst die Überschrift anschaut, um dann zu entscheiden, ob er einen Artikel anfängt zu lesen, oder nicht. Damit steht eigentlich auch schon fest, was eine gute Überschrift ausmachen sollte: Spannung sollte sie erzeugen, informieren, eine Neuigkeit beinhalten, den Leser in den Artikel locken. Vor allem aber sollte eine Überschrift eigentlich auch neutral sein, so jedenfalls war es lange Zeit Konsens in der Branche. Das gilt längst nicht mehr, verleitet aber nicht zwingend zu besser formulierten Überschriften, wie ich finde. Beispiel, zum einen aus der FTD und dem Handelsblatt: „Militär putscht in Thailand“ und „Militärputsch erschüttert Thailand“.
Die erste Überschrift ist vorbildlich: neutral, beschreibend, mit einem starken Verb („putscht“), dass Spannung erzeugt, obwohl die Geschichte in einem fernen Land wie Thailand spielt, un ddie Betroffenheit des Lesers eher gering sein dürfte. Die zweite Überschrift ist subjektiv („erschüttert“ ist ein wertendes Verb, solange es nicht die Folgen eines Erdbebens beschreibt), obendrein soll ein abstraktes Subjekt wie „Militärputsch“ plötzlich ein Land erschüttern, was eher als schiefes Bild gewertet werden kann. Diese Überschrift „hyped“, überdreht also die Nachricht, in der Hoffnung, dass der vieles gewohnte, womöglich durch die ständige Dramtisierung abgestumpfte Leser dann doch den Text liest.

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