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BILD gegen Klum: Wann Experten gut sind

— Regelmäßig bemühen Zeitungen gerne „Experten“. Das ist angemessen – wenn es welche sind. Nun ist jeder von uns Experte für irgend etwas, aber nun wahrlich nicht für alles. Wer sich aber auskennt, soll gerne zu Wort kommen, weil er es vermutlich besser kann als ein Journalist. Die BILD-Zeitung hat „entlarvt“, dass es „Knebel-Verträge bei Heidi-Klum-Show“ gibt. „Models müssen bis zu 40 % der Gagen abgeben“, lautete die Überschrift.

Sie müssen im ersten Jahr insgesamt 40 Prozent ihrer Einnahmen abgeben! Jeweils 20 Prozent an ProSieben und 20 Prozent an die Model-Agentur „Face your Brand“.

Das ist natürlich ein Hammer – wenn es denn wirklich so schlimm ist. Es ist ja bekannt, dass auch Entdecker, Agenturen und Promoter ihren Schnitt machen wollen. Also, es muss ein Experte her, um die Dramatik der Situation klarzustellen. BILD hat jemanden besorgt.

Medienrechtler und Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Thomas Schwirtzek: „Wenn ein Model 1000 Euro verdient und alle Provisionen abführt, bleiben noch rund 600 Euro.“

Für diese Erkenntnis wäre ein Mathematiker nicht schlecht gewesen, aber ein Medienrechtler und Fachanwalt für Arbeitsrecht? Aber er kommt ja noch einmal zu Wort, als es um Gagen bei Auftritten auch nach Abschluss der „Topmodel“-Fernsehstaffel geht.

Schwirtzek: „Dass der Sender den Vertrag einseitig für zwei Jahre verlängern kann, ohne dass das Model gefragt wird, geht in den Bereich der Knebelung und ist ein tiefer Eingriff in das Grundrecht der Berufsausübungsfreiheit.“

Da gehört der Experte hin, nicht aber oben bei der Rechenaufgabe. Und dann geht es weiter:

Der Sender darf Rechte ungefragt an die „Heidi Klum GmbH & Co. KG“ weiterreichen – die Firma von Heidis Vater Günther Klum (62)!

Der Anwalt: „Laut Vertrag darf der Sender seine zweifelhaften Rechte an die Heidi-Klum-Firma abtreten – damit schließt sich der Kreis und die Klums können mitverdienen.“

Das wirft dann noch einmal ein Licht auf Klum und ihren Vater, der als harter Hund in der Branche gilt. So lässt verlangt er unter anderem bei allen Bildern, dass sie autorisiert werden. Zum anderen will er in der Regel auch immer den gesamten Artikel (den geschriebenen) sehen und autorisieren, bevor er Fotos freigibt. Am Besten ist da: Gar nicht mehr über die Klum berichten.

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