Döpfner: Geschichte der Medien
— Zur Geschichte der Medien zeichnet Mathias Döpfner, Vorstandschef des Springerverlags, folgende Entwicklungslinien: „Die kollektive Angst ist so groß wie lange nicht. Nun ist die Krise für Zeitungsverleger nichts Neues. Als Johann Carolus vor 401 Jahren in Straßburg die erste Zeitung herausgab, drohte er schon zwölf Tage nach Ersterscheinen wieder mit der Einstellung. Beim Bürgermeister beklagte er sich über Kopisten, die ihm das Geschäft zerstörten. Am Anfang der Zeitung stand die Krise. Es war eine Urheberrechtskrise. Um 1900 herum war es dann eine Qualitätskrise, man fürchtete Banalisierung und Verflachung. Die nächste große Krise kam 50 Jahre später, als man die Existenz der Zeitung durch das Fernsehen bedroht sah. Dann kam die „Bild“-Zeitung, und während im Jahr 1900 nur zehn Prozent der Deutschen Zeitung lasen, waren es hundert Jahre später 73 Prozent. 1990 prophezeite Bill Gates, daß es im Jahr 2000 keine Zeitung mehr geben werde. Er täuschte sich. Im Jahr 2000 erwirtschafteten die Zeitungsverlage weltweit die höchsten Gewinne der Geschichte.
Und dennoch herrscht seit einigen Jahren wieder Krise. Die große Anzeigen-, Auflagen-, Internet- und Strukturkrise. Wir Medienmanager lieben die Krise. Wir brüsten uns geradezu damit, wer die Krise am schonungslosesten beschreibt. Niemand will Dinosaurier sein. Deswegen geben wir uns alle extrem veränderungsbereit und im Schumpeterschen Sinne zerstörungsfreudig. Auch ich. Aber wir müssen aufpassen, daß wir nicht Selbstmord begehen aus Angst vor dem Sterben.“