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Der Blick hinter die Kulissen – Die Welt der Medien

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Horst Köhler: „Freiheit, die sich bindet.“

— Zum 50. Geburtstag des Presserates hat Bundespräsident Horst Köhler eine spannende Rede gehalten. „Eine freie Presse gehört zum unverzichtbaren Kern einer freiheitlichen Demokratie. Es muss eine Kultur des demokratischen Staates sein, die Freiheit der Meinung und der Presse zu garantieren und zu schützen. Warum? Weil Demokratie davon lebt, dass Vielfalt herrscht, dass unterschiedliche Auffassungen miteinander ringen können; weil erst in der Auseinandersetzung mit dem anderen der demokratische Kompromiss reift. All das können wir nur da als alltägliche Selbstverständlichkeit erfahren und lernen, wo Freiheit herrscht, auch in der Berichterstattung.
Und das heißt: Pressefreiheit kann und muss auch unbequem sein. Dabei ist es ein Missverständnis zu denken, Pressefreiheit sei Garant für Qualität im Journalismus. Mitnichten. Das Notwendige dazu stammt von Albert Camus: „Eine freie Presse kann gut oder schlecht sein, aber eine Presse ohne Freiheit kann nur schlecht sein.“ „

Köhler äußerste sich auch zur wirtschaftlichen Lage der Medien und versuchte, der Situation etwas Positives abzugewinnen: „Kommerzielle Zwänge müssen nicht zwangsläufig zu Qualitätseinbußen führen. Der wirtschaftliche Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland ist auch dadurch gekennzeichnet, dass Innovation und Produktivität gerade dann zunahmen, wenn die Wettbewerbsbedingungen besonders hart waren. Und amerikanische Pressehistoriker haben herausgefunden, dass technologische Erneuerungen durchaus auch einen heilsamen wirtschaftlichen Druck auf den Journalismus ausgeübt haben. Denn erst als im 19. Jahrhundert neue, schnelle Druckmaschinen zur Verfügung standen und die Industrie mit Hilfe der Werbung Massengüter unter die Verbraucher bringen wollte, konnten sich die Zeitungen von den sie bis dahin prägenden parteipolitischen Bindungen lösen und lernten, Massen anzusprechen – was nur gelang, indem man eine unparteiische Sprache fand: die moderne Nachrichtensprache eben. Die technische Innovation wurde nach dieser Lesart also zu einem der Auslöser für politische Unabhängigkeit im Journalismus.“
Köhler forderte die Journalisten auf, nachzufragen, den Dingen auf den Grund zu gehen. War das Ernst nehme, werde auch weiter beachtet. Entsprechend brauche die Branche auch keine Angst vor dem Internet zu haben. „In meinen Augen birgt die Entwicklung eine große neue Chance. Denn das Internet ist nicht nur eine neue Technik. Es ist ein neues Kulturwerkzeug, das die Generationen prägen wird, die damit aufwachsen. Was eigentlich ist neu an der Welt, seit es das Internet gibt? Mathias Döpfner hat das Potenzial wie folgt beschrieben: „Jede Information ist für jedermann jederzeit überall verfügbar.“
Was für eine traumhafte Ausgangslage für jeden Journalisten, der es mit seinem Berufsauftrag ernst meint!
Stiften Sie Ordnung unter all diesen Informationen. Geben Sie Orientierung. Zeigen Sie den Unterschied zwischen Wichtigem und Unwichtigem. Halten Sie uns neugierig. Klären Sie uns auf.
Ich bin sicher: Diese Aufgabe lohnt sich. Und sie bleibt.“

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