Journalismusausbildung.de

Der Blick hinter die Kulissen – Die Welt der Medien

nachricht

Lidl-Kritik: Lokal-Redakteurin rehabilitiert

— Was lernt man als erstes bei einer Lokalzeitung? Lege dich nie mit der Sparkasse an, ebenso wenig mit Aldi oder Lidl. Zahlungskräftige Anzeigenkunden sind es, die ihren Einfluss zu nutzen wissen, heißt es immer wieder, weshalb sich die Berichterstattung über diese Unternehmen in der Regel auf Fototermine mit Scheckübergaben oder Jahresbilanzen reduziert. Jetzt ist es einmal anders gekommen, eine Lokalredakteurin traute sich, Unangenehmes zu schreiben, die prompt rausgeschmissen wurde. Dann aber kam es doch noch anders: „Die „Badischen Neuesten Nachrichten“ nehmen nun doch die fristlose Kündigung einer Redakteurin zurück, die sich in einem Bericht kritisch zu den Arbeitsbedingungen beim Lidl-Konzern geäußert hatte“, berichtet heute die FAZ. Diese hatte nach der Kündigung geklagt und Recht bekommen. Telepolis schreibt: „Vor ihrer fristlosen Kündigung hatte die Journalistin 11 Jahre für den Verlag gearbeitet. Ende August besuchte die 38-Jährige auf Einladung des Großdiscounters das Zentrallager in Bietigheim. Statt der offensichtlich vom Anzeigenkunden erwarteten durchgehend freundlichen Reportage, enthielt der in der Raststatter Lokalausgabe veröffentlichte Artikel auch kritische Anmerkungen über „Lidl“. Unter der Überschrift „Handarbeit bei bis zu 24 Grad minus“ ging die Redakteurin unter anderem auf das von der Gewerkschaft „Verdi“ veröffentlichte „Schwarzbuch Lidl“ ein. Darin wird der wirtschaftliche Erfolg der Billigmarktkette vor allem „mit den schlechten Arbeitsbedingungen“ begründet (Das System Lidl).
Das war wohl zu viel für den Großkunden des Blattes, der nach Recherchen des Südwestrundfunks Anzeigen im Wert von 1,4 Millionen Euro pro Jahr bucht. Die „taz“
berichtet unter Hinweis auf BNN-Betriebsrat Ralf Kattwinkel, dass „Lidl“ die Verlagsgeschäftsführung einbestellt – und mit Hinweis auf die zweimal pro Woche geschalteten großflächigen Anzeigen mächtig Druck gemacht habe. „
Jetzt soll an einem Vergleich gearbeitet werden, der die Wiedereinstellung und eine Abmahnung vorsieht. „Die Rücknahme der Kündigung und die Wiedereinstellung sei jetzt „nur noch eine Formsache“, sagte der Chefredakteur und Herausgeber der „Badischen Neuesten Nachrichten“ („BNN“), Klaus Michael Baur, der Nachrichtenagentur ddp. Zuvor hatten Medien bundesweit über den Fall berichtet“, schreibt der Spiegel.
Laut FAZ soll Lidl jährlich für 1,4 Millionen Euro in der BNN inserieren. Wenn wundert da das dünne Seil, an dem die Pressefreiheit hängt?!

Scroll Up