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Frauen vor: Emma vergibt Journalistenpreis

— Ja, sind wir nun ein emanzipiertes Volk, oder nicht? Zwar hat Emma-Gründerin Alice Schwartzer gerade ihren Chefsessel geräumt. Aber sie will weiter kämpfen für das starke Geschlecht – auch im Journalismus. Deshalb vergibt Emma jetzt den 10. Journalisten-Preis für Frauen (wir sparen uns hier die verweiblichte Sprachform), in deren Jury Schwartzer weiter sitzt. In der Ausschreibung liest man:

„Warum ein Journalistinnen-Preis? 50% aller Volontäre, 27% aller Redakteure, aber nur 2% der Chefredakteure sind heute weiblich – in den Jurys und bei den Preisvergaben sieht es ähnlich aus.“

Gewinnen also 50 Prozent der Frauen einen Jungjournalistenpreis? Wäre doch nicht schlecht, oder? Nein, das war wohl nicht gemeint. Also weiter:

„Es geht bei dem Journalistinnenpreis also darum, der strukturellen Benachteiligung von Frauen in einem traditionell männlichen Beruf bestärkend entgegen zu wirken. Der Preis gilt für die ganze Bandbreite des Schaffens weiblicher Journalisten: von traditionellen „Frauenthemen“ bis hin zu „Männerdomänen“ (wie Wirtschaft, Krieg etc.), von der Reportage bis zum Kommentar.“

Die klassische Verteilung ist interessant und hängt auch damit zusammen, dass die einen Zeit intensiv sind und sich nicht an einem Acht-Stundentag erledigen lassen. Da viele Frauen zugleich auch den Haushalt schmeißen – weil der Mann durcharbeitet, weil er mehr verdient, weil Frauen meistens wengier verdienen als Männer (eine Logikkette, die von Hinten gelöst werden sollte) – gehen sie in die „inaktuellen“ Ressorts, wo sich also die Arbeit gut organisieren lässt und in dene Spontanität unnötig ist.
Aber Emma wäre nicht Emma, wenn es nicht überraschen würde. Es gibt natürlich auch einen Männerpreis:

„Und warum auch ein Männer-Preis? In den letzten Jahren mehren sich die Texte von Journalisten, die ein klassisches „Frauenthema“, ein bewusstes „Männerthema“ oder ein allgemeines Thema nicht nur mit Kompetenz und Sensibilität, sondern auch mit dem Bewusstsein um die Geschlechterverhältnisse schreiben. Geschlechterbewusstes Schreiben ist keine Frage des biologischen Geschlechts. Darum sind seit 2002 auch alle Kollegen herzlich eingeladen, sich an dem ‚JournalistInnen-Preis‘ zu beteiligen.“

Bleibt eine Frage: Warum sitzen in der Jury keine Männer? Mit dabei sind: Julia Franck, Marietta Slomka/ZDF, Susanne Gaschke/Zeit, Necla Kelek, Julia Voss/FAZ und Alice Schwarzer.

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