Kriegsgefahr in Nahost: Von Selektionskriterien
— Nach welchen Regeln wählen Medien Nachrichten aus, wann heben Zeitungen ein Thema auf die Titelseite, wann schafft es gar nicht erst den Sprung ins Blatt? Diese Fragen sind zwar vielfach erörtert und in unterschiedlichen Theorien abgehandelt worden, heute aber lässt sich neben Neuigkeitswert, Sensation, Prominenz und anderen Faktoren ein weiterer gut ausmachen: Die Einstellung eines Mediums selbst. Was ist wichtiger: Ein Angriff eines Staates auf einen anderen oder eine 280 Millionen Euro-Strafe der EU-Kommission gegen Microsoft?
„Brüsssel straft Microsoft ab“ und „Millionenstrafe für Microsoft“, schreiben das Handelsblatt und die FTD auf ihren Titelseiten; „Israel greift an zwei Fronten an“ und Israel marschiert in den Libanon ein“, dagegen SZ und FAZ. Die Welt widmet dem bevorstehenden Krieg obendrein noch eine Schwerpunktseite, schließlich ist das Blatt qua Statuten der Aussöhnung mit dem israelischen Volke verpflichtet, wie alle Springer-Publikationen und insofern besonders interessiert; aber auch die SZ widmet die Seite 2 dem Thema und kommentiert obendrein.