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Presserat: Angriff von der Uni Mainz

— Bei seiner Jahrespressekonferenz hat der Presserat heute von einer außergewöhnlichen Lehrmethode berichtet: Ein journalistisches Seminar der Uni Mainz habe im vergangenen Jahr allein 118 Beschwerden eingereicht. 2006 gab es insgesamt 954 Beschwerden von Bürgern , die den Pressekodex durch Zeitungen verletzt sahen. Offenkundig wollte der Professor seine Studierenden testen lassen, ob auch wirklich jemand beim Presserat arbeitet. Denn von den Beschwerden seines Seminars waren 63 unbegründet, nur acht führten zu einer öffentlichen Rüge der Medien. WEnn er gewusst haben wollte, wie der Rat entscheidet, hätte er auch das Jahrbuch lesen können.
„Das ist im Prinzip Unsinn“, sagt Presserat-Sprecher Fried von Bismarck zum Vorgehen der Uni. Es sei nicht Aufgabe des Presserates, jeden möglichen Fall zu verfolgen. „Wir wollen das Bewusstsein in der Öffentlichkeit halten.“ Der Professor scheint es auch gemerkt zu haben. Bislang wurden in diesem Jahr von seinen Studierenden 35 Eingaben gemacht.
Nun zum ernsten Teil der PK: Es werden immer häufiger öffentliche Rügen vom Presserat ausgesprochen, weil gegen Ziffer 7 des Pressekodexes verstoßen wird, wonach der redaktionelle vom werblichen Teil zu trennen ist. „Das zeigt, dass es in dem Bereich ein Problem gibt.“ Pikant: Zeitgleich gab die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft im Nebenraum der Bundespressekonferenz eine PK. Die INSM lebt davon, über Kooperationen mit Zeitungen ihre Inhalte in die redaktionellen Teile der Zeitungen zu hieven.
Der Presserat fordert, auch bei Online-Medien der Verlage die Wahrung des Pressekodex verteidigen zu dürfen. Er sei der einzige Rat in Europa, der das noch nicht dürfe. Die Verlage dürften wissen warum: Etliche Online-Medien leben gerade davon, Werbung und redaktionellen Teil nicht zu trennen und so hohe Einnahmen zu generieren, die ansonsten online schwer zu erzielen sind.

Ansonsten: Die polnische Regierung wirft den deutschen Medien in einer Broschüre vor, gleichgeschaltet zu sein, berichtet die FAZ.
Reporter ohne Grenzen hat den neuen Index für Pressefreiheit veröffentlicht. Deutschland steht auf Platz 20. Polen ist übrigens Schlusslicht im EU-Vergleich.

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