Rentenversicherung: Die tägliche Manipulation
— Wem soll man als Journalist eigentlich noch Glauben schenken, wollen Verlage und Sendeanstalten überhaupt noch recherchierte Geschichten? Mit der Fusion von Welt, Welt am Sonntag und Morgenpost, dem Outsourcing von Redaktionen, dem vermehrten süffisanten Schreibstil etwa bei Spiegel online und dem kostenlosen Angebot von Manipulatoren wie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft zeichnet sich ein Trend ab, der jedem Journalisten aber auch jedem Demokraten das Fürchten lehren sollte. Jetzt hat der NDR in seiner Sendung Zapp einen Skandal aufgedeckt, der einmal mehr zeigt wohin die Reise in der Medienwelt geht. Die Deutsche Rentenversicherung – wohl gemerkt eine staatliche Institution – hat inzwischen mehr als 600 fünf-minütige Fernsehspots gedreht und den Sendeanstalten kostenlos angeboten. Der rbb hat dankend angenommen und dem Propaganda-Material einen festen Sendeplatz einmal die Woche zugeteilt. Erst wird eine Szene mit Opa und Enkel gezeigt, danach in einem Pseudo-Studio zwischen Moderatorin und Renten-Experte (der Pressesprecher der Rentenkasse) diskutiert. Der Zuschauer erfährt nicht, dass er vom Staat alles vorgesetzt bekommt. Offenbar ist der Tag nicht weit, an dem direkt der Bundesregierung Sendezeiten kostenlos zugeteilt werde, die sie unentdeckt füllen darf.
UPDATE: Hier die Reaktion der Rentenversicherung in Auszügen: „Die Themen der Sendung sind ausschließlich Verbraucherthemen und entspringen dem täglichen Beratungsgeschäft der Rentenversicherung. Es handelt sich somit keinesfalls um Imagewerbung für die Institution Deutsche Rentenversicherung Bund, sondern vielmehr um Themen, die von hohem Interesse für Versicherte und Rentner sind. Bei den in dem NDR-Beitrag genannten Produktionskosten für die gesendeten Beiträge handelt es sich ausdrücklich nicht um Zuschüsse an die Sender für die Ausstrahlung der Spots, sondern um die reinen Herstellungskosten, die der Deutschen Rentenversicherung Bund entstehen. Die Produktionskosten der Rentenversicherung liegen bei rund 1.300 Euro pro Folge, erreicht werden jeweils mehrere hunderttausend Zuschauer.“