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SZ: Woodwards Watergate

— Als Journalist einen Scoop zu landen, in dessen Gefolge man im Zweifel sogar eine Regierung stürzt ist nicht einfach. Wenn man es geschafft hat, ist es aber umso schwieriger seinen Ruf aufrecht zu erhalten. Heute berichtet die Süddeutsche Zeitung, wie der langsame Abstieg des Enthüllers des Watergate-Skandals, Bob Woodward. Dabei lässt sich auch einiges zum Thema Recherche lernen.
Worum ging es? „Der damals 29-jährige Reporter Bob Woodward hatte gerade erst bei der Washington Post angefangen, als er, zusammen mit Carl Bernstein, den Scoop landete, von dem seither alle Journalisten träumen: Er konnte 1972/73 nachweisen, dass die Nixon-Regierung am Einbruch in das Wahlkampfhauptquartier der gegnerischen Demokraten beteiligt war.Ein Informant, eine geheime Quelle aus dem FBI, hatte den Reporter mit Informationen versorgt. Am Ende musste der Präsident zurücktreten.“
Seither lebt er von Ruhm und Ehr und schreibt vor allem Bücher. „Der Reporter vermag immer wieder den Eindruck zu erwecken, er wäre bei allen wichtigen Entscheidungen – Zinserhöhung, Kriegserklärung, Friedensschluss – unter dem Tisch dabei gewesen. Absolute Verschwiegenheit ist Voraussetzung. Der Reporter veröffentlicht nur, was seine Quellen veröffentlicht haben wollen. Seine Quellen braucht er deshalb nicht zu nennen. Am Ende ist es immer ein Woodward-Werk geworden“, wertet die SZ. und fährt fort: „So hat es der ehemalige Reporter, der einen Präsidenten stürzen konnte, zum Hofberichterstatter in Washington gebracht. Vor einer Woche wurde Woodward vom Sonderermittler Patrick Fitzgerald vernommen und musste zugeben, schon länger als jeder andere Journalist in Washington gewusst zu haben, dass Regierungsmitglieder den Namen der CIA-Agentin Valerie Plame preisgegeben hatten. Das ist strafbar, das darf auch die Bush-Regierung nicht, und deshalb ermittelt Fitzgerald. Woodward verschwieg sein Wissen mehr als zwei Jahre, denn Verschwiegenheit ist sein Beruf. Dass er nebenbei die Regierung schützte, die munter gegen Gesetze verstößt, scheint ihn nicht gestört zu haben. Seine eigene Zeitung distanziert sich von ihm und nennt Woodwards klandestines Verhalten „eine schwere Sünde“. Der Reporter stürzt niemanden mehr. Sein eigener Ruf ist zerstört.“
UPDATE: Auch der Spiegel widmet sich heute ausführlich dem Fall unter dem Titel: „Der Bestechliche Unvbestechliche“.

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