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Spin: Blair kritisiert Medienhype

— Welche Veränderung geht in einem Menschen hervor, wenn er nach vielen Jahren eines der wichtigsten Ämter in seinem Land abgeben muss? Tony Blair, scheidender Premierminister von Großbritannien und einer der größten Inszinierer seiner Politik (der dabei Vorbild für Gerhard Schröder war) findet plötzlich die Inszinierung und Dauererregung in der Politik schädlich fürs Land. „“Das Verhältnis zwischen Politik und Medien ist so beschädigt, dass es der Reparatur bedarf“, mahnt der britische Premierminister zwei Wochen vor dem Ende seiner zehnjährigen Amtszeit. „Der Schaden unterminiert das Selbstvertrauen des Landes und seine Institutionen, und er reduziert die Fähigkeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“ Das sähen auch Führungskräfte aus Wirtschaft, Militär und gar Wohlfahrtsorganisationen so, sagt er. Es traue sich nur keiner, das offen zu sagen.“ Das notiert heute das Handelsblatt auf seiner Titelseite. Und weiter attackiert er Journalisten in einer Rede bei Reuters : „Ihnen kreidet er an, dass sie immer hektischer reagierten, immer bedenkenloser Themen hochpeitschten und immer schamloser auf den Bauch statt das Hirn des Publikums zielten. Wenn die Medien die wachsende Politikverdrossenheit kritisierten, dann müssten sie bei sich selber nach den Ursachen suchen. (…) „Ich gestehe meine Komplizenschaft ein“, sagt Blair. „In den frühen Tagen von New Labour haben wir unangemessen stark die Medien hofiert.“ Damit habe man riskiert, die Trends, die er nun beklage, zu befeuern. Eine Lösung hat Blair nicht zu bieten, das ist auch nicht mehr seine Aufgabe. Er deutet nur an, dass ein neuer Regulierungsansatz nötig sei. Die Debatte müsse aus der Medienbranche selber kommen – „wenn die Politik sie startet, wird sie sie verlieren“.

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