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Medienschelte: Ungerecht in der Gerechtigkeitsfrage

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Obdachloser unter eine Brücke in Berlin-Mitte

Wie gerecht geht es im Land zu? Wenn es nach Kanzlerkandidat Martin Schulz von der SPD geht, dann nicht allzu sehr. Darum wirbt er für den Wechsel. Die Kanzlerin hingegen wirbt für „ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“, nun denn. Das Institut der Deutschen Wirtschaft wartet nun mit einer Studie auf. Danach berichten die Medien

seit einigen Jahren immer häufiger über Ungleichheit, obwohl sich die Verteilung von Einkommen und Vermögen in Deutschland kaum verändert hat. Das belegt eine gemeinsame Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und von EcoAustria. Die Studie zeigt zudem, dass die Berichterstattung die Menschen verunsichert – zumindest kurzfristig.

Nun lässt sich die Frage stellen, inwieweit die Verteilung der Einkommen etwas mit dem Gefühl nach Ungleichheit und Ungerechtigkeit zu tun hat. Für diesen Zustand kommen sicher noch andere Faktoren als nur monetäre infrage. Interessant ist aber die offenkundige Medienanalyse, die vorgenommen wurde. Nun sind derartige Analysen immer mit Vorsicht zu genießen, da sie nicht nur deskriptiv vorgehen. Aber die Masse beeindruckt in diesem Fall schon. Hier der weitere Text aus der Pressemitteilung:

Der Anteil der Berichte in deutschen Leitmedien zum Thema Ungleichheit hat sich zwischen 2001 und 2016 mehr als vervierfacht. Beschäftigten sich zu Beginn der 2000er Jahre nur gut 0,2 Prozent aller Berichte mit dem Thema, so sind es seit 2013 durchschnittlich rund 0,8 Prozent. Bemerkenswert ist, dass sich der Anteil der Berichterstattung zum Thema Ungleichheit in den vergangenen zehn Jahren verdoppelte – obwohl sich die Verteilung von Einkommen und Vermögen in diesem Zeitraum kaum noch verändert hat.

Der Analyse liegen knapp eine Million Berichte und Interviews aus den Nachrichtensendungen ARD Tagesschau, ARD Tagesthemen, ZDF heute und ZDF heute journal, den wöchentlich erscheinenden Magazinen Focus und Spiegel sowie der Bild-Zeitung zugrunde, die das Institut Media Tenor ausgewertet hat. Gesucht wurde dabei nach Begriffen wie „Armut“, „soziale Schere“ und „Gerechtigkeit“.

In einem zweiten Schritt analysierten die Wissenschaftler mehr als 300.000 Haushaltsbefragungen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus dem Zeitraum 2001 bis 2015. Das Ergebnis: Nahm das Thema Ungleichheit in der Woche vor der Befragung einen größeren Platz in den Medien ein, so erhöhte sich signifikant die Wahrscheinlichkeit, dass die Befragten Sorgen um die Wirtschaft äußerten. Zudem waren sie weniger zufrieden mit der Verwirklichung der sozialen Gerechtigkeit.

„Traditionelle Medien haben nach wie vor einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Bevölkerung – mit dieser Verantwortung sollten sie bedacht umgehen“, sagt IW-Wissenschaftler Matthias Diermeier. Das SOEP zeigt aber auch, dass die wirtschaftlichen Sorgen der Menschen in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren deutlich abgenommen haben. „Langfristig wirken sich harte Faktoren wie die niedrige Arbeitslosenquote nachweislich stärker auf die Zufriedenheit aus als die mediale Berichterstattung über Ungleichheit“, ergänzt IW-Verteilungsexpertin Judith Niehues.

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