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Montgomery: Zukunft der Zeitung

— David Montgomery, Chef von Mecom und neuer Eigentümer der Berliner Zeitung äußert sich heute in der FAZ zur Zukunft der Zeitung. Hier einige Auszüge:

„Aber die Zeitungsbranche muss sich transformieren, das ist unbestreitbar, und dabei ist durchaus Eile geboten. Die Zeitungsleser werden älter, die jüngeren greifen immer weniger zur Zeitung. Wir müssen reagieren. (…)

Können Sie nachvollziehen, dass sich Mitarbeiter Sorgen um die journalistische Unabhängigkeit machen, weil ihr Geschäftsführer Josef Depenbrock zugleich Chefredakteur ist?

Nein. Bei den fundamentalen Veränderungen, vor denen die Zeitungsbranche steht, ist es sehr wichtig, dass in der Geschäftsleitung Spezialisten für Inhalte sitzen. Niemand hat mir bisher Beispiele dafür genannt, dass die inhaltliche Qualität unserer Zeitungen unter Josef Depenbrock gelitten hätte. Er weiß genau, dass es bemerkt würde, wenn er versuchen würde durch Gefälligkeitsjournalismus mehr Anzeigen zu bekommen. Das würde sofort Schlagzeilen machen, und diese Kontrolle garantiert die journalistische Unabhängigkeit.

Sie selbst hatten angekündigt, dass Redaktion und Anzeigenabteilung enger zusammenzurücken. Was heißt das?

In den Redaktionen wurde lange die wirtschaftliche Realität verleugnet. Das war völlig in Ordnung, solange das Zeitungsgeschäft faktisch noch eine Lizenz zum Gelddrucken war. Diese Zeit ist längst vorbei, und das können wir nicht ignorieren.

Angeblich verstößt die Doppelfunktion Depenbrocks gegen das von Ihnen selbst unterschriebene Redaktionsstatut.

Nein, das stimmt nicht.

Was meinen Sie damit, wenn Sie sagen, die Journalisten müssten ihr Geld selbst verdienen?

Meine Kinder nutzen fünf verschiedene Medien in einer Stunde – Online, Fernsehen, DVDs und so weiter. Journalisten müssen deshalb erkennen, dass ihre Inhalte über viele Wege vermarktet werden müssen. Die Zeitung allein trägt nicht mehr.

Welche Rendite wollen Sie in Deutschland erzielen?

Es gibt da keine Obergrenze, aber es hängt stark davon, ab, ob es uns gelingt, zusätzlichen Umsatz zu schaffen. Deshalb haben wir zum Beispiel im Online-Bereich die Netzeitung gekauft. Sie ist der Motor unserer Internetaktivitäten. In anderen Ländern wächst unser Internetgeschäft sehr schnell, und das ist auch hier möglich.

Verdienen Sie im Internet Geld?

Ja, und auch die Netzeitung entwickelt sich deutlich besser, als wir erwartet hatten. Sie wird nächstes Jahr einen Gewinn ausweisen. (…)

Deutsche Verleger investieren enorm ins Internet. Sie dagegen geben Milliarden für Zeitungen aus. Warum?

Weil wir ihnen ein neues Leben geben wollen. Wir sind überzeugt, dass Zeitungen aus ihren Inhalten, ihrer Marke und ihrer Leserschaft wirtschaftlich viel mehr machen können, als das heute geschieht. Das ist unsere Geschäftsidee.“

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