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Schweinsteiger und Calmund: Gute Rechereche tut Not

— Wer schlecht recherchiert, kann sein blaues Wunder erleben. Die Münchner Boulevardzeitung „tz“ hatte heute berichtet, das der Profi-Fußballer und Nationalspieler, Sebastian Schweinsteiger, in den Wettskandal der Bundesliga verwickelt sei. Einen Beleg blieb die Zeitung schuldig, jetzt kommt es faustdick: Neben einer Gegendarstellung wird die Zeitung auch einen Widerruf veröffentlichen und damit öffentlich eingestehen, dass sie falsch berichtet hat, wie die Netzeitung berichtet.
Recherche ist das A und O im Journalismus. Manches Mal kommt es allerdings zu unangenehmen Verquikungen. So berichten Zeitungen oft über dubiose Machenschaften. Diese nehmen Staatsanwaltschaften dann zum Anlass, um wegen eines Anfangverdachts zu ermitteln. Daraufhin berichtet am nächsten Tag die Zeitung stolz: Staatsanwaltschaft ermittelt, und sieht sich so in der eigenen Berichterstattung bestätigt. Doch wer ist die Henne und wer das Ei?
Über einen solchen Fall berichtete gestern die SZ. Hintergrund sind die Vorwürfe gegen den ehemaligen Manager von Bayer Leverkusen, Rainer Calmund, der eine halbe Million Euro veruntreut haben soll. „Der Spiegel-Journalist Jörg Schmitt ist einer der erfahrensten Rechercheure in Deutschland. Er hat Enthüllungsgeschichten über Finanzskandale und über Leo Kirch geschrieben, und er kennt einige der hartnäckigsten Ermittler.
Am 3. Januar 2006 meldete sich Schmitt bei dem Bielefelder Kriminalbeamten Karl-Heinz Wallmeier, der eine Bestbesetzung für das Stück Allein gegen die Mafia wäre. Der Triathlet ist ein zäher Verfolger.
Schmitt schilderte ihm seine Recherchen über den Spielervermittler Volker Graul und über Reiner Calmund, den früheren Manager von Fußball-Bundesligist Bayer 04 Leverkusen. Es ging um den Verbleib von 580.000 Euro und den Verdacht einer Manipulation des Spiels Arminia Bielefeld gegen Leverkusen am 4. Mai 2003, in die womöglich der damalige Bielefelder Profi Ansgar Brinkmann verwickelt sein könnte. Am 4. Januar trafen sich der Reporter und der Ermittler in einem Bielefelder Café. Wallmeier fasste nach der Rückkehr ins Büro die Hinweise des Journalisten in einem Vermerk zusammen. Danach startete er quasi Vorermittlungen.
Am 6. März erschien dann im Spiegel eine Geschichte über Calmund und das Geld. Der Bericht sorgte durch Vorabmeldungen für Aufsehen. Das Magazin meldete, dass „die Bielefelder Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei gegen mehrere Personen wegen des Verdachts des Betrugs und der Untreue“ ermittelten.
Der Journalist hilft und erhält dafür exklusiv Nachrichten von der Staatsanwaltschaft. Eines von vielen Tauschgeschäften im Journalismus.
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